Grenzerfahrungen. Eine Sinnesgeschichte der Großstadt am Beispiel von Altona und St. Pauli im frühen 20. Jahrhundert

Autor/innen

  • Henrik Eßler Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

DOI:

https://doi.org/10.60684/msg.v56i2.102

Schlagworte:

Heterotopie, Sinneswahrnehmung, Grenzraum

Abstract

„Aus jedem Fenster Helligkeit und Lärm. Saxophonmusik, eine verstimmte Orgel, Gewimmer einer Geige. Geruch von heißen Würstchen, gemischt mit einem Fettdunst von Schmalzgebackenem und Kartoffelpuffern.“ So beschrieb der Altonaer Stadtarchivar Paul-Theodor Hoffmann seine frühere Heimat in der Rückschau. Wo Hamburg und das damals preußische Altona aneinander grenzten, entstand an der Wende zum 20. Jahrhundert ein eigentümliches Milieu, das sich im Sinne Foucaults als urbane „Heterotopie“ beschreiben lässt. Die Mischung aus Vergnügung, Exotik und proletarischer Lebenswelt wirkte auf bürgerliche Betrachter*innen faszinierend und abstoßend zugleich. Ihre Berichte und Erinnerungen sind Zeugnisse flüchtiger Eindrücke, die in der Geschichtsschreibung lange vernachlässigt wurden: akustische, visuelle, olfaktorische oder sogar haptische und gustative Erfahrungen. Der Beitrag beschreibt, wie sensorisch-emotionale Wahrnehmungen des Grenzgebietes zur Konstruktion der beschriebenen städtischen Heterotopie beitrugen. Die von einer Außenperspektive bestimmten Reportagen, Memoiren und Erfahrungsberichte stehen dabei im Zentrum. Gelegentlich sollen jedoch auch die Erfahrungswelten der Bewohner*innen einbezogen werden, wie sie in exemplarischen Egodokumenten zum Ausdruck kommen.

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Veröffentlicht

22.12.2025