Bd. 56 Nr. 2 (2025): Stadt, Klima, Saisonalität
Verantwortliche Herausgeber*innen:
Christoph Bernhardt, Dorothee Brantz und Gisela Mettele
Dieses Themenheft untersucht die historischen und gegenwärtigen Wechselwirkungen von Urbanisierung, Stadtklima und Saisonalität aus interdisziplinärer Perspektive. Es plädiert für eine Historisierung urbaner Klimaprozesse und verbindet Ansätze aus Geschichtswissenschaft, Stadtökologie und Klimatologie. Die Beiträge zeigen, wie Städte seit der Frühen Neuzeit zu zentralen Orten der Wissensproduktion über Klima und Jahreszeiten wurden und wie urbane Atmosphären nicht nur messbar, sondern auch kulturell und sozial erfahrbar sind. Anhand konkreter Fallstudien – von exotischen Pflanzen in Luzern über monsungeprägte Stadtplanung in Indien bis hin zu Hitzewellen im heutigen Wien – wird deutlich, wie Mikroklimata, technische Infrastrukturen und saisonale Rhythmen städtische Entwicklungen prägten und prägen. Zugleich werden soziale Ungleichheiten sichtbar, die durch klimatische Bedingungen verschärft werden, insbesondere im Zusammenhang mit Care-Arbeit und vulnerablen Bevölkerungsgruppen. Weitere Beiträge beleuchten die Entwicklung kommunaler Klimapolitik in Deutschland sowie sensorische Wahrnehmungen als bislang vernachlässigte Dimension urbaner Erfahrung. Das Heft versteht historische Analysen als unverzichtbare Voraussetzung für das Verständnis gegenwärtiger und zukünftiger urbaner Herausforderungen und zeigt, wie historische Zugänge zur Gestaltung klimaresilienter Städte beitragen können.

