Sommer der Palmen, Winter der Treibhäuser: Gärtnerischer Exotismus in der Tourismusstadt Luzern 1870–1914
DOI:
https://doi.org/10.60684/msg.v56i2.96Schlagworte:
Saisonalität, Tourismusgeschichte, ExotikAbstract
Ab 1870 hielten Palmen Einzug in Hotelvorgärten und öffentliche Grünflächen der Stadt Luzern. Die gärtnerische Vorliebe für sogenannte exotische Pflanzen – zu deren Symbol Palmen wurden – spiegelte eine im 19. Jahrhundert europaweit verbreitete Tropenfaszination wider. In der Tourismusstadt Luzern bediente man sich dieses Exotismus’, um die Stadt als moderne und mondäne Reisedestination zu inszenieren. Der Artikel untersucht, wie klimatische Bedingungen und technische Infrastrukturen eine tropisch anmutende Ästhetik nördlich der Alpen möglich machten. Der Luzerner Exotismus war kein bloßer Ausdruck kolonial inspirierter Pflanzenmode, sondern Teil eines städtischen Modernisierungsprojekts, das räumliche und saisonale Grenzen zu überschreiten suchte. Ein günstiges Mikroklima und beheizte Treibhäuser erlaubten es der Stadtgärtnerei in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg, den größten Palmenbestand der Schweiz durch den Winter zu bringen und während der sommerlichen Tourismussaison dekorativ einzusetzen. Dieser synchronisierte Ablauf biologischer und ökonomischer Prozesse lädt dazu ein, Saisonalität als strukturierende Dimension historischer Stadt-Natur-Beziehungen verstärkt in den Blick zu nehmen.
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