Klima, Wetter, Jahreszeiten. Eine urbane Wissensgeschichte im ‚glokalen‘ Kontext

Autor/innen

  • Dorothee Brantz TU Berlin

DOI:

https://doi.org/10.60684/msg.v56i2.95

Schlagworte:

Klimatologie, Wissensproduktion, Klimaresilienz

Abstract

Dieser Aufsatz untersucht, wie Städte seit der Frühen Neuzeit zu zentralen Orten der Wissensproduktion über Klima, Wetter und Jahreszeiten wurden. Ausgehend von Albert Kratzers Pionierarbeit zur Stadtklimatologie wird gezeigt, dass urbane Räume nicht nur meteorologisch messbare, sondern auch kulturell und sozial erfahrbare Atmosphären hervorbringen. Der Aufsatz verfolgt die historische Entwicklung von antiken Anpassungsstrategien an klimatische Bedingungen über die Industrialisierung bis zur Verwissenschaftlichung der Meteorologie im 19. Jahrhundert, die eng mit Urbanisierung, Kolonialismus und Gesundheitsdiskursen verflochten war. Dabei verlagerten sich die Schwerpunkte von Temperatur- zu Luftqualitätsfragen, von räumlichen zu körperlichen Perspektiven und von lokaler Beobachtung zu global vernetzten Messpraktiken. Koloniale Städte fungierten zugleich als Laboratorien wissenschaftlicher Erkenntnis und als Schauplätze rassistischer und hygienischer Kontrollpolitiken. Im 20. Jahrhundert führte der Glaube an technologische Klimaneutralität zu einer Entkopplung von Baukultur und Umwelt, die heute als ökologisches Problem erkannt wird. Seit den 1960er Jahren gewinnen bioklimatische Architektur, Stadtökologie und umweltbewusste Stadtplanung wieder an Bedeutung. Gegenwärtige Debatten um Klimaresilienz und urbane Nachhaltigkeit sind tief in historischen Wissensordnungen verwurzelt und können nur im Zusammenspiel von globalen und lokalen Perspektiven verstanden werden.

Downloads

Veröffentlicht

22.12.2025

Ausgabe

Rubrik

Aufsätze und Berichte zum Thema